Wien - Ein gelungener Auftakt sieht anders aus.
Im Team nur Ersatzmann, im Einzel Platz 37.
ÖSV-Adler Andreas Kofler hat sich den Start in den Winter zweifelsohne erfolgreicher vorgestellt.
"Der Auftakt ist wirklich nicht nach Wunsch verlaufen. Die Saison hat aber erst angefangen, es ist also noch für nichts zu spät", so der Vize-Olympiasieger im Gespräch mit Sport1.
Der Tiroler bleibt im Sport1-Interview daher gelassen und erklärt warum es nicht so klappen wollte und er gerne der "Schattenmann" ist.
Sport1: Der Auftakt in Kuusamo ist nicht optimal verlaufen. Die Frage nach der Zufriedenheit erübrigt sich also oder?
Andreas Kofler: Ja, der Auftakt ist wirklich nicht nach Wunsch verlaufen. Es war trotzdem eine wichtige Erfahrung für mich. Ich bin eigentlich gut drauf, muss aber noch ein paar Sachen erledigen. Die Saison hat aber erst angefangen, es ist also noch für nichts zu spät.
Sport1: Was genau war in Kuusamo los?
Kofler: Es sind mehrere Sachen zusammen gekommen. Die Verbindung zu den Füßen hat nicht wirklich gepasst. Außerdem war ich zu verbissen. Da bin ich dann leider nicht mehr so handlungsfähig.
Sport1: Morgenstern und du, ihr habt sogar die Glücksnummern von Olympia gehabt. Das hat aber scheinbar nur ihm geholfen…
Kofler: Ja, das stimmt. Ich bin halt nicht so abergläubisch wie er. Mir hat es aber trotzdem getaugt, dass ich diese Nummer hatte. Das lässige Gefühl war aber gleich nach dem Aufsprung wieder weg.
Sport1: Jetzt sind seit heuer nur mehr die zehn Besten des Weltcups fix qualifiziert. Du musst in Trondheim also in die Quali.
Kofler: Ja, seit längerem wieder einmal. Ich sehe es aber nicht als Problem. In Trondheim bin ich schon länger nicht mehr gesprungen, deshalb freue ich mich jetzt umso mehr. Mir taugt die Schanze auch ziemlich, da es wirklich lässig zum Springen ist.
Sport1: Hat dich die Nicht-Berücksichtigung für den Teambewerb verunsichert?
Kofler: Wir haben natürlich auch darüber geredet. Normal gibt es da auch überhaupt keine Diskussionen, wenn ich schlecht springe. Aber in diesem Fall war es anders. Es hat mich schon zurückgeworfen, aber gleichzeitig auch meinen Motor wieder angekurbelt. Solche Dinge lassen mich schon fanatisch werden. Deshalb war ich beim Einzelspringen zu verkrampft.
Sport1: Du warst also leicht übermotiviert?
Kofler: Ja, natürlich war ich zu motiviert. Für mich ist jetzt aber ein gewisser Druck weg, den ich mir selbst gemacht habe. Ich hatte gerade für den Auftakt einiges vor, es hat nur leider nicht so funktioniert, wie ich wollte. Mittlerweile hat sich das wieder eingerenkt.
Sport1: Der Sommer ist ja eigentlich ganz nach Plan verlaufen oder?
Kofler: Ja, eben. Zum Schluss bin ich super gesprungen und war bis zu Kuusamo voll im Plan.
Sport1: Ist die gute Sommer-Form jetzt etwas dahin?
Kofler: Bei mir ist der Auftakt immer schon schleppend gewesen. Ich weiß aber, dass ich mich auf einem hohen Level befinde und mit den Besten mithalten kann. Meine Form ist halt noch etwas unkonstant. Da muss ich nur etwas geduldig sein und ruhig weiterarbeiten. Dann wird sich das wieder stabilisieren. Ich mache mich da jetzt nicht fertig.
Sport1: Toni Innauer hat dich im Sport1-Interview als Siegspringer bezeichnet. Was hast du dir selbst vorgenommen?
Kofler: Ich habe mir schon einiges vorgenommen. Ich will im Gesamtweltcup unter die Top 6 kommen. Das ist ein großes Ziel. Aber auch die Vierschanzen-Tournee steht bei mir oben am Zettel. Und zu guter Letzt noch die Skiflug-WM: Da will ich beweisen, dass ich auch gut Fliegen kann. Mein Material habe ich auch in diese Richtung abgestimmt.
Sport1: Euer Team ist heuer sehr stark. Setzt man sich da manchmal einfach zu viel unter Druck?
Kofler: Einerseits hat man durch die Stärke der Mannschaft einen Druck, aber andererseits ist dieser Druck sehr gut und positiv. Du bleibst einfach immer dran und lässt dich nie hängen. Man hat einfach noch mehr Ansporn. Jeder will bei so vielen Leuten einmal drankommen.
Sport1: Die Öffentlichkeit konzentriert sich zumeist sehr auf Morgenstern und Schlierenzauer. Ist das für dich ein Problem, dass die zwei mehr im Fokus stehen?
Kofler: So wie es in Kuusamo war, ist es für mich eher ein Vorteil. Es wird bei mir dann nicht groß herumgefragt, wieso es nicht gelaufen ist. Ich bin da im Schatten, aber das ist okay für mich. Da kann ich in Ruhe im Hintergrund agieren.
Sport1: Was hast du dir für Trondheim vorgenommen?
Kofler: Ich will mich nicht wieder unter Druck setzen, sondern einfach meine Sprünge zeigen, die ich drauf habe. Wenn alles gut läuft, kann ich sicher in die Top 5 springen. Für mich ist Trondheim quasi ein neuer Auftakt in die Wintersaison.
Das Interview führte Kurt Vierthaler