Skispringen

Ein Wort hinter dem sich so unzähliges verbirgt, das man alles nicht vermag in Worte zu fassen. Dinge, denen man nicht vermag Ausdruck zu verleihen und denen man doch mit logischen Schlussfolgerungen gegenüber treten kann. 

Skispringen, das ist Mythos. Eine Sache, ein Sport für sich. Der Millionen von Menschen über Jahrzehnte hinweg schon fasziniert. Sie in seinen Bann zieht und nach leichter Überzeugungskraft, nie wieder entfliehen lässt.

Aber was genau ist es, dass diesen Sport, diese Unmöglichkeit des Fliegens, so faszinierend für nahezu jeden von uns gestaltet ? Ist es wirklich nur der Nervenkitzel oder ist es ganz einfach der Traum vom Fliegen, den diese Menschen in die Tat umgesetzt haben ? Und ihn fortsetzen. Was diese Ausnahme Athleten, die Menschen sind wie du und ich, zu leisten im Stande sind. Das ist genau das, was du und ich in unsere künsten Träumen uns erhoffen.

Zu fliegen wie die Vögel. Ganz ohne Motoren und Maschinen. Sondern so wie es das Gesetz der Schwerkraft vor sieht. Aus eigenen Kräften. Mit zwei Skiern unter den Füßen, deren Grundmaterial aus Holz besteht, setzen sie diese Wunschvorstellung in die Realität um. Ein Luftpolster, auf dem die Springer hinunter ins Tal gleiten legt sich unter die Ski, die sich zu einem V spreizen. So wird der nötige Gleitrhythmus erzeugt und die Springer können trotz ihres Körpergewichtes getragen werden. Nicht weniger als über 100km/h Geschwindigkeit baut ein Skispringer während der Flugphase auf. Merke; das nur auf einer normalen Großschanze. Auf Flugschanzen beträgt die Geschwindigkeit bis zu 140km/h.

Wer schon einmal neben einer Schanzentischkante stand und das Glück hatte, rein zufällig, einem Training beizuwohnen, der wird nachvollziehen können, warum in diesem Sport nicht nur Kondition groß geschrieben werden muss, sondern die Kraft und die Muskulatur. Die Anfahrtshocke, in

der sich die Springer befinden, wenn sie durch die Spur fahren,

drückt den Springer feste in die Spur hinein, sodass er bei dem Absprung, mit bis zu 180kg, die durch den Anpressdruck in der Spur entstehen, gestreckt nach oben springen muss. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile, müssen die Beine aus der Hocke heraus die V-Stellung einnehmen, der Oberkörper zu den Skiern gehen, der Körper vollkommen ruhig in der Luft liegen und die Arme zu beiden Seiten des Körpers liegen. Erst dann, ist die Flugposition eingenommen. Dazu brauchen die Springer keine Sekunde ! 
                                             

Während des Fluges nimmt die Geschwindigkeit, durch den nur bedingt gefederten freien Fall erheblich zu, sodass, wie bereits weiter oben schon erwähnt, die Geschwindigkeit bei der Landung meist deutlich über 100km/h liegt. Wer sich nicht vorstellen kann, wie sich es anfühlen mag die Skier in der Luft zu halten, der macht mal den berühmten Autobahnversuch. 

Man fährt mit ca 100 km/h auf der Autobahn und streckt einmal die Hand, mit der Fläche nach vorne zeigend aus und versucht nun zu verhindern, das der Fahrtwind sie nach hinten drücken oder sie bewegen will. Wie schwer das alleine schon sein kann, das weiß bestimmt jeder hier von uns. Wie schwer es dann mit Skiern und in einer Höhe von bis zu 6m sein kann, mag keiner von uns nachempfinden zu können.

Bei der Landung, die im Telemark gesetzt werden muss ... 

 

wirkt bis zu dem dreifachen des eigenen Körpergewichtes auf die Athleten. Ist es also ein Springer von ca 66kg, drücken auf dessen Schultern in der Landephase an die 180 kg. Das gleiche Gewicht wie am Absprung. Kaum Vorstellbar, wie belastend dieser Sport, diese Gewichte für empfindlichen Gelenke sind.

Man kann es regelrecht hören, mitfühlen. Das Rauschen, wenn der Springer durch den Anlauf fährt, in die Spur gedrückt wird, ähnelt beinahe schon dem Geräusch eines Jets in der Startphase. Das dumpfe zischen, wenn er die Schanzentischkante verlässt, das vibrieren wenn er durch die Luft segelt und das dumpfe Geräusch bei der Landung, das alle fesselt jeden so sehr an diesem Sport.

Dabei spielt es keinen Unterschied, ob die Bewerbe Sommer oder Winter ausgetragen werden, ob sie auf Schnee oder Matten springen. Das Fliegen an und für sich bleibt immer das Gleiche.

Vielleicht hat es ja schon mal der ein oder andere hier versucht. Das Skispringen und er wird garantiert festgestellt haben, dass es gar nicht so einfach ist, wie es auschaut. Und genau dann, wenn man das als Otto-normalverbraucher festgestellt hat, genau in diesem einen Moment. Da setzt diese Bewunderung ein, diese unglaubliche Erfurcht vor diesen Menschen, die das vollbringen, was man selber nicht in der Lage ist -- zu fliegen !

Es lässt sich schwer erklären, was es für ein Gefühl sein muss, was es in einem Springer bewegt. Jeder Springer empfindet es anders. Von dem traditionellen Kribbeln im Bauch, dem Lupfen in der Magengegend, so als hätte man Treppe abwärts eine Stufe verpasst. Von dem undefinierbaren Glücksgefühl und der Aussage: "Skispringen ist geiler als jeder Orgasmus den ich in meinem Leben hatte" -- jeder dieser Athleten sieht es anders, sieht ihn anders. Den Willen dem Gesetz der Schwerkraft entgegen zu treten.

Es steckt so viel mehr dahinter, als ein Reglement, als Materialien und Austragungsorte. Es ist so viel Sensibilität in diesem Wort enthalten, so viel Mut und Respekt. Durchhalte Vermögen und Einzigartigkeit, was diesen Sport zum Mythos macht. Von Athleten wie Toni Seiler, Matti Nykänen. Über Espen Bredesen, Toni Innauer und Jens Weißflog. Bis hin zu den heutigen Stars, Adam Malysz, Thomas Morgenstern , Janne Ahonen und Björn-Einar Romören. Skispringen wird von Helden gemacht und diese Mannen sie alle sind Helden.

Sie sind der Mythos Skispringen -- denn sie machen den Sport zu dem was er ist.

Zu einem Mythos, den man nicht erklären kann, weil er so viel mehr ist als das. So vieles mehr !

 

[c] Text by me